Unterhalb der mystischen Burgruine Dobra, um die sich allerlei Sagen von einem dort versteckten Goldschatz ranken, liegt der Jugendlagerplatz Dobrastausee. Auf einer Landzunge, die eine Halbinsel im aufgestauten Kamp bildet, schlagen wir – die Jugendlichen der WG Festland, zwei Betreuer und eine Praktikantin, an einem Wochenende im Juni unsere Zelte auf.

Das dunkle Wasser des im tiefen Waldviertel gelegenen Dobrastausees, die Ruine der Burg und der dichte Nadelwald sorgen dafür, dass die vertraute Großstadt Wien gleich sehr weit weg erscheint. So viel Natur wirkt auf die eine oder den anderen schon etwas unheimlich. Da hilft es auch nicht, dass bereits im Vorfeld klar war, dass es vor Ort weder Internet- noch Handyempfang gibt.
Und dann haben die Betreuer auch noch die Mappe mit den negativen Covid-Testergebnissen in der WG vergessen und die Hälfte der Jugendlichen muss noch einmal zurück nach Zwettel fahren, um sich dort in einer Apotheke testen zu lassen.

Während also die eine Hälfte der Jugendlichen mit einem Betreuer losfährt, um noch rechtzeitig eine offene Apotheke zu finden, kümmert sich die andere Hälfte um den Aufbau des Lagers. Manche Jugendlichen sind schon richtige Profis, schließlich war ein Teil bereits im Vorjahr auf der Moldau Kajakfahren und hat dort täglich die Zelte auf- und abgebaut. Andere haben noch nie in einem Schlafsack gelegen, geschweige denn eine Nacht unter freiem Himmel verbracht.

Fleißig wird zusammengearbeitet. Steht das eigene Zelt bereits, helfen die Jugendlichen sich gegenseitig und bauen auch die Zelte jener Gruppe auf, die gerade noch unterwegs ist. Schließlich schwindet das Tageslicht bereits und einen trockenen Schlafplatz sollen alle haben!
Als letztes werden noch zwei große Gemeinschaftszelte aufgestellt und um die Feuerstelle platziert. Der Festmeter Holz wurde bereits vom Bauern aus der Umgebung mit dem Traktor geliefert. Holz haben wir für die nächsten drei Tage genug, so viel steht fest.

Als schließlich auch die restlichen Jugendlichen wieder am Lagerplatz eintreffen (alle mit negativen Corona-Test im Gepäck!), werden noch ein paar Regeln für das Wochenende ausverhandelt. Niemand soll alleine ins Wasser gehen, in der Nacht ist der See ohne Begleitung durch die Betreuer tabu und die Jugendlichen müssen bescheid geben, wenn sie sich vom Lagerplatz entfernen. Dafür lassen sich die Betreuer dazu überreden, einmal in der Nacht schwimmen zu gehen.

Während die ersten Jugendlichen auf eigene Faust die nähere Umgebung erkunden, bereiten die Betreuer mit ein paar anderen Jugendlichen das Abendessen am offenen Feuer zu. Einige Zeit später finden sich alle rund um das Lagerfeuer ein. Das Feuer brennt noch eine ganze Weile, gegen Mitternacht liegen schließlich alle in ihren Zelten.

Am nächsten Tag wird erstmal ausgeschlafen. Erst im Laufe des Vormittags öffnen sich die ersten Reisverschlüsse der Zelteingänge.

Nach Frühstück und Kaffee, der ebenfalls am Feuer gekocht wird, wagen sich die ersten ins Wasser. Das Wasser ist erstaunlich warm, damit haben wir gar nicht gerechnet! Am Ufer ist außerdem ein Seil an einem Baum befestigt, mit dem man sich in den See schwingen kann. Das bereitet nicht nur den Jugendlichen großen Spaß, auch die Betreuer sind begeistert.

Der Tag vergeht schnell. Während die einen im Wasser plantschen, die anderen mit dem mitgebrachten Schlauchboot den See erkunden, spielen wieder andere Ukulele und Gitarre, erkunden die Ruine der Burg Dobra oder suchen geeignete Bäume, um eine Slackline zu spannen. Mit etwas Sorge wieder außerdem immer wieder mal der Wetterbericht gecheckt, für den Abend sind Gewitter und Sturmböen angesagt.

Aufgrund der dicken, schwarzen Wolken und des aufkommenden Windes beschließen wir schließlich, das Abendessen heute in das Buffet eines nahegelegenen Campingplatzes zu verlegen. Kaum sind wir dort angekommen, beginnt es auch schon in Strömen zu regnen. Als es nach knapp zwei Stunden wieder aufhört, nutzen wir die Regenpause und fahren zurück zu unserem Lager. Die Zelte scheinen alle trocken geblieben zu sein, nur die zwei großen Pavillons scheinen etwas in Mitleidenschaft gezogen. Wir entfachen ein großes Lagerfeuer und wärmen uns auf.

Lange bleibt es leider nicht trocken. Es regnet schließlich so stark, dass wir schon bald bis zu den Knöcheln im Schlamm stecken und hauptsächlich damit beschäftigt sind, das Wasser von den Pavillons zu schöpfen, damit diese nicht einbrechen. Wir nehmen es mit Humor, alle geben ihr Bestes, um die Situation trotz des vielen Nass so angenehm wie möglich zu gestalten. Irgendwann verkriechen sich alle erschöpft in ihren Schlafsäcken.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne. Ein paar von uns hüpfen zum Munterwerden und um die eine oder andere Schlammspur von den Füßen zu waschen gleich mal in den See. Bis zur Abfahrt am Nachmittag versuchen wir die Zelte sauber und trocken zu bekommen.

Schließlich sind die Autos gepackt und wir machen uns um einige Erfahrungen und lustige Geschichten reicher auf den Weg zurück nach Wien. Auch wenn das Wetter uns ganz schön gefordert hat, war es ein tolles Wochenende! Die Natur ist eben unberechenbar schön.